Vom 15.-17 September 2023 fand im Kulturhaus Wilde Rose in Melle ein Performancewochenende mit 10 Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter der Leitung von Simon Niemann und Sophia Grüdelbach statt. Neben der Stadt Osnabrück und dem LaT Niedersachsen, hat auch das AHI das Projekt finanziell und ideell unterstützt. Durch die Arbeit von Simon Niemann in der Abteilung Interpräsenz wurden auch bei diesem Projekt Fragen nach individuellem und kollektivem Wohlbefinden und kultureller Teilhabe thematisiert. Dabei wurden explizit junge und außerakademische Perspektiven angesprochen und ein praxisorientierter und körperzentrierter Zugang gewählt. Die zentrale Frage, die dem Workshop zu Grunde lag, war, wie junge Menschen kollektiv an gesellschaftlichen Transformationsprozessen teilhaben können.
Gesellschaftliche Transformationsprozesse finden oft unsichtbar und schleichend statt. Kunst und Theater sind eine Form, diese aufzudecken und aktiv auf sie einzuwirken. Theater und Performance findet immer im Kontext statt. Nicht nur, wenn es aufgeführt, sondern auch wenn es erprobt wird. Dabei sind Fragen nach dem Wer, dem Wie und dem Warum zentral. Dadurch geht mit der Theaterarbeit und mit der Konzeption von theaterpädagogischen Projekten eine Verantwortung einher. Die Verantwortung, sich Fragen nach Machtverhältnissen und den Gelingensbedingungen von Kunst und Theater zu stellen.
Mit Hilfe performativer und interdisziplinärer Strategien hat sich die Gruppe in einen künstlerischen Rechercheprozess begeben, der das Verhältnis zwischen der Stadt Osnabrück, dem Stadtraum, ihren Orten und Institutionen und der Kunst ausloten und eine Projektidee für Osnabrück im Jahr 2024 entwickelt. Wo finden Transformationsprozesse in Osnabrück statt? Wer hat die Möglichkeit, auf sie einzuwirken? Wer profitiert von ihnen? Welche Kunst braucht eine Stadt, um möglichst alle daran teilhaben zu lassen? Im Zentrum der Antworten, die über das praktische, künstlerische miteinander Tun entstanden sind, steht die Frage nach der Verbindung zwischen Inhalt und Form.
Die Gruppe möchte in Zukunft weiterarbeiten, möchte ihre Arbeitsweise mit den Inhalten verbinden. Möchte fragen, wer fehlt und sich vergrößern – fluide bleiben. Möchte Räume der Gastlichkeit schaffen, um nicht nur produktiv, sondern auch mit Freude und in Verbundenheit zu arbeiten. Die Gruppe versteht, dass diese Wünsche nicht an einem Wochenende erfüllt werden können, dass sie eine längere Zusammenarbeit voraussetzen.
Wir wollen nicht nur Kunst machen, wir wollen uns eine Haltung erarbeiten, die sich in all unseren Praktiken – künstlerischen, ästhetischen, alltäglichen und außergewöhnlichen – wiederfindet. Wir sind Schreibende, Kunstschaffende, Schauspielende, Studierende, Kinder, Erwachsene, Partnerïnnen, Gastgeberïnnen, Fragende und Impulsgebende. Wir wirken auf unser Umfeld ein, sind verbunden und haben dadurch eine Verantwortung.
Für 2024 ist die Realisierung des zweiten Teils in Kooperation mit einer Osnabrücker Institution aus dem Bereich Kunst und Kultur geplant. Die Verstetigung der Zusammenarbeit arbeitet dabei gegen eine Idee von zeitlichen begrenzten Projekten, deren Nachhaltigkeit von kurzer Dauer ist.
Darum bleibt auch hier nur zu sagen: to be continued…
Ein Kooperationsprojekt mit: