Das Konzept der Interpräsenz baut auf dem von dem buddhistischen Mönch Thích Nhất Hạnh geprägten Interbeing-Begriff auf, der übersetzt so viel wie „Dazwischen-Sein“ bedeutet. Dieser beschreibt die untrennbare, wechselseitige Verbundenheit allen Seins. Interbeing meint, dass alles auf der Welt untrennbar miteinander verbunden ist und sich beeinflusst. Für den Menschen bedeutet das: ich bin, weil du bist, weil die Welt ist. Wir sind alle eins. Das bedeutet, dass es uns nur gibt, weil es auch die anderen gibt.
Die Interpräsenz erweitert dieses Konzept um den Aspekt der Gegenwart (Präsenz) und lenkt damit den Fokus auf die Aufmerksamkeit für den Moment. Im gemeinsamen Sein treten wir in jedem Moment neu in Erscheinung und bringen damit stetig Neues hervor (Emergenz).
Aus diesem Verständnis heraus beschäftigt sich die Abteilung Interpräsenz vor allem mit den Bereichen Philosophie, Kunst und Kultur. Diesen ist das Prinzip der Interpräsenz durch die unmittelbare Zwischenmenschlichkeit, auf der diese Bereiche aufbauen, inhärent (ihnen innewohnend) eingeschrieben. Philosophische, künstlerische und kulturelle Praxen sollen genauer beschrieben und vor allem – mit dem prinzipiellen Anspruch der barrierefreien Zugänglichkeit – erlebbar gemacht werden. Wir möchten dabei explizit mit allen Menschen, nicht nur mit Wissenschaftlerïnnen, arbeiten, um in der unmittelbaren Begegnung über diese Dinge nachzudenken und sie umzusetzen.
Unsere Auseinandersetzung mit Interpräsenz geht über die unmittelbaren zwischenmenschlichen Beziehungen hinaus. Die Abteilung Interpräsenz dient auch als Forum für die Untersuchung gesellschaftlicher Einflüsse auf nachhaltiges Wohlbefinden. Unsere Untersuchungen befassen sich auch mit Hierarchien, Diversifizierung, Dezentralisierung, Wissenseffizienz und Kompetenztransfer innerhalb breiterer gesellschaftlicher Kontexte. Indem wir sozialwissenschaftliche Hypothesen mit praktischen Erfahrungen verschränken, lösen wir uns von traditionellen Forschungsparadigmen. Diese Synthese von Theorie und Praxis bereichert nicht nur unsere Erkenntnisse, sondern fördert auch die kritische Selbstreflexion der Aktivitäten und der gesellschaftlichen Positionierung des Instituts. Durch diese integrierte Perspektive wollen wir beleuchten, wie Verbundenheit und der gegenwärtige Moment mit gesellschaftlichen Strukturen ineinandergreifen und zu nachhaltigem Wohlbefinden für alle beitragen.
Die Abteilung Interpräsenz erforscht, wie alle Dinge und Menschen in der Welt miteinander verbunden sind, ganz ähnlich wie die Idee des Interbeing von Thích Nhất Hạnh – die Vorstellung, dass wir alle voneinander abhängig sind. Es geht darum, im Moment präsent zu sein und gemeinsam immer wieder etwas Neues zu schaffen.
Wir konzentrieren uns auf Philosophie, Kunst und Kultur und versuchen, diese Bereiche nicht nur für Expertïnnen, sondern für alle verständlich und zugänglich zu machen. Wir wollen Menschen zusammenbringen, um über diese Ideen nachzudenken und sie im Alltag umzusetzen.
Unsere Arbeit geht über persönliche Beziehungen hinaus. Wir untersuchen auch, wie sich die Gesellschaft auf unser Wohlbefinden auswirkt. Wir befassen uns mit Themen wie Machtstrukturen, Vielfalt, Wissensaustausch und der Funktionsweise von Gesellschaften. Indem wir die Theorie mit realen Erfahrungen verbinden, wollen wir traditionelle Forschungsideen in Frage stellen. Dies hilft uns zu verstehen, wie sich Verbindungen und das „Jetzt“ auf unser Wohlbefinden in der Gesellschaft auswirken und wie wir es für alle verbessern können.
Albert-Hofmann-Institut
für physiochemische Nachhaltigkeit
Albert-Schweitzer-Str. 22
D – 32602 Vlotho